Tafelrunde 2

Elysium



Filmkritik
zu Elysium Elysium Der Regisseur von "District 9" bleibt seinem Prinzip treu und liefert Science-Fiction-Unterhaltung mit prickelnder Action und politischer Dringlichkeit. 2009 hatte der in Kanada lebende Südafrikaner Neill Blokamp mit "District 9" ein verwegenes Regiedebüt vorgelegt. Mit einem Budget von gerade einmal 30 Mio. Dollar realisiert, verwies die Science-Fiction-Parabel Hollywood mit ihren nahtlos in die ungeschminkt schmutzige Township-Szenerie verwobenen Computereffekten nicht nur technisch in seine Schranken. Blomkamp unterstrich mit seiner Actionmär unterdrückter Außerirdischer auf der Erde auch, dass großer Effektezauber nicht automatisch mit Inhaltsleere und Geistlosigkeit einhergehen muss: "District 9" hatte Punch und Seele und Herz und funktionierte auch ganz ausgezeichnet als politische Parabel auf die Apartheid in Blomkamps Heimat Südafrika. Jetzt hat Blomkamp nachgeladen. Stilistisch und thematisch ist er sich treu geblieben, alles wurde aber eine Nummer größer angelegt. Noch mehr Feuerkraft besitzt "Elysium", noch mehr frappierende Effekt- und Designarbeit, noch deutlicher tritt der schon in "District 9" evidente Einfluss des Vorbilds Paul Verhoeven zu Tage, dessen maßgebliche Genre-Meisterwerke "Total Recall" und "RoboCop" die Blaupause lieferten für die Prämisse des Films und das Schicksal der von Matt Damon gespielten Hauptfigur Max De Costa - nur dass Blomkamp anders als Verhoeven nicht Zyniker, sondern Humanist ist und dieser Max im Jahr 2154 auf der anderen Seite des Gesetzes steht: Er ist kein Vollstrecker, sondern gehört zu den bemitleidenswerten Kreaturen, die zum Leben auf der Erde und damit in der Hölle verdammt sind. Während die wenigen Reichen den überbevölkerten, verschmutzten Planeten verlassen haben und auf der für alle anderen unerreichbaren Raumstation Elysium das Paradies über Erden genießen können, müssen die Besitzlosen auf dem ähnlich wie in "Dredd" zu einem einzigen großen Slum angewachsenen Heimatplaneten in einer armseligen Existenz für deren Luxus schuften. Vom Aufstand der Besitzlosen gegen die Besitzenden erzählt "Elysium" in einer Variation der Geschichte der Eloy und Morlocks aus Wells' "Die Zeitmaschine". Und Max wird zum zögernden Helden der Rebellion, nachdem er ohne sein Zutun in einen bürokratischen Teufelskreis gerät, der ihn zunächst zur Zeitbombe und schließlich zu einer Mischung aus Mensch und Maschine werden lässt: Um sich und die Welt zu retten, muss er den Weg in das bestens bewachte Elysium schaffen - nur dort gibt es die medizinischen Möglichkeiten, ihn zu retten. Aber dazu muss er vorbei an der von Jodie Foster mit eisiger Kälte gespielten Regierungsbeamtin Rhodes und ihrem Mann fürs Grobe auf der Erde, den monströsen Söldner Kruger, gespielt vom "District 9"-Helden Sharlto Copley mit sichtbarer Lust an tollwütiger Bösartigkeit. Und obwohl noch eine verzweifelte Romanze von Max mit seiner Kindheitsfreundin eine wichtige Rolle spielt, ist trotz viel Plot immer noch hinlänglich Raum für Action, die Blomkamp mit einmaliger Unmittelbarkeit inszeniert: Bei ihm fühlen sich die kämpferischen Auseinandersetzungen so echt an wie der Staub und Schmutz, in dem sie stattfinden - was auch daran liegen kann, dass die Szenen auf der Erde tatsächlich auf einer Müllhalde außerhalb von Mexico City gedreht wurden. Lokal handeln, global denken: Blomkamp hat den Film als globales Abenteuer angelegt, allerdings nicht so plump, wie das große Studioproduktionen oft tun: Wenn er um seine beiden amerikanischen Stars Damon und Foster südafrikanische, brasilianische und mexikanische Schauspieler versammelt, ergibt das eben auch inhaltlich absolut Sinn in diesem prickelnden Genrefilm, der Bauch und Kopf und ein bisschen auch das Herz anspricht. ts.
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